ArPePe
Sondrio, Lombardia, Italien
Neben den legendären Sassella «Rocce Rosse» und dem charmanten «Vigna Regina» kommt neu der würzig-feurige «Sant’Antonio» aus den steilsten Lagen des Grumello.
Arturo Pelizzatti, das gute Gewissen des Veltlins
Arturo Pelizzatti hatte den Mut, nach Verlust des Familienbetriebs in den 1970er-Jahren wieder neu anzufangen und aus seinen Spitzenlagen, die er glücklicherweise an den Familienstreitigkeiten vorbeimanövrieren konnte, Veltliner zu keltern, wie man sie seit langem nicht mehr getrunken hat – unverschnitten, ohne modischen Barrique-Standard, lange im Kastanien- und Eichenfass gereift.
Christoph erzählt: «Ich hatte Arturo Ende der 1980er-Jahre entdeckt, nachdem ich desillusioniert das Veltlin schon fast ganz aufgegeben hatte. An einem Marketinganlass in Maienfeld war plötzlich ein Veltliner in meinem Glas, der zwar niemandem rundherum auffiel – man befand sich doch in einer Euphorie des neuen Holzes und der vermeintlichen Konzentration – der mir aber alles, was ich an alten (1924) Veltlinern kannte, wieder ins Bewusstsein rief: diese Zartheit und Feinheit mit grosser reifer Harmonie und Bekömmlichkeit und eine Leichtigkeit, die trotzdem die üppigsten Essen aufs Schönste begleitet. Blitzartig erkannte ich: So muss ein Wein aus dem kargen Bergtal schmecken, gewachsen auf steilen, steinigen Terrassen – so wie reines klares Bergwasser.»
Arturo starb 2004 und hinterliess seinen Nachkommen ein grosses Vermächtnis. Tochter Isabel und Sohn Emanuele haben glücklicherweise einige Jahre an der Seite von Arturo das Weingut geführt und wissen um die Verantwortung, die sie übernommen haben. So gehören die ArPePe-Weine zu den grossen Klassikern des Gebiets und haben unterdessen auch weltweit überall ihre Spitzenqualität bewiesen.
Nebbiolo ist Programm
Seit den 1980er-Jahren sind die Weine von ArPePe bei Scala Vini vertreten und seit ein paar Jahren sind die Weine unter den Händen von Emanuele und Isabella nochmals gewachsen, sind klarer und präziser geworden ohne die Grösse und Komplexität Arturos zu verlieren. Noch immer sind grosse Kastanienfässer und ein langer Ausbau Pflicht, die neue Generation weiss um die Verpflichtung eines grossen Nebbiologebietes und hat dies nun auch weltweit klar gemacht. ArPePe steht heute weltweit für das Beste, was aus Nebbiolo produziert wird.
Neben den grossen Riservas ist nun mit dem Rosso di Valtellina ein aromatisch-leichter und doch kraftvoller Nebbiolo auf den Markt, der in schönster Weise die Klarheit und Feinheit des Gebietes zeigt und sich mit einer veränderten Trinkgewohnheit, die jüngere und fruchtigere Weine bevorzugt, verbindet.
Der Nebiolo des Guts ArPePe ist unschlagbar
Nebbiolo gedeiht ausserhalb des Piemonts vor allem im Veltlin. Aus diesem verkannten italienischen Gebiet mit einem alpinen Klima, nahe der Schweizer Grenze gelegen, hatte ich kürzlich eine wunderbare Trouvaille im Glas. Der Rosso di Valtellina 2018 des Weinguts ArPePe, ausgeschenkt pro Deziliter im Restaurant Schlüssel in Zürich, ist schlicht und ergreifend unschlagbar gut.
Ihn zeichnen eine schöne Aromatik, Kraft gepaart mit Eleganz, Feinheit und gute Länge aus. Der Nebbiolo ist bekömmlich und von einer Leichtigkeit, die begeistert. Der Ausbau des Weins, gewachsen auf steilen, steinigen Terrassen, erfolgt in grossen Holzfässern aus Kastanien und Eichenholz.
Einer der besten Veltliner überhaupt
Von Barriques wollen die Geschwister Isabella und Emanuele Pelizzatti, die das Weingut heute führen, glücklicherweise nichts wissen. ArPePe ist ein Name, der für klassische Weine steht. Den Betrieb aufgebaut hatte der inzwischen verstorbene Arturo Pelizzatti, der auch schon als «das gute Gewissen des Veltlins» bezeichnet worden ist. Er hinterliess ein grosses Vermächtnis, das seine Kinder indessen mit Geschick und Leidenschaft führen. Die beiden haben am Stil der Weine glücklicherweise nichts verändert.
Im Gegenteil: Die Crus sind noch präziser und klarer geworden. Dies beweist der Grumello Sant’Antonio 2013, eine grossartige Riserva. Seine Eigenschaften machen ihn wohl zu einem der besten Veltliner überhaupt: vielschichtiges Bouquet von roten Früchten, Kräuter- und mineralischen Noten, dicht, tiefgründig, komplex, von grosser Eleganz, feine Gerbstoffe und langem Nachhall. Der Nebbiolo besitzt trotz seinen zehn Jahren weiterhin ein gutes Reifepotenzial.
von Peter Keller Weinkeller NZZ